Foodfotograf Calle Hackenberg im Interview
Manche unter uns sind vielleicht ewig auf der Suche nach beruflicher Erfüllung. Einige wenige haben das große Glück, irgendwann fündig zu werden. Und ganz selten passiert es, dass man bereits in der Schulzeit den Beruf findet, der einen zu 100% ausfüllt.
Calle Hackenberg gehört zu den letzteren. Während eines Schulpraktikums bei einem Fotografen hat es sofort „geklickt“. So sehr, dass der Betrieb, in dem er untergekommen war, ihm am liebsten sofort in die Lehre genommen hätte. Calle entschied sich dagegen und absolvierte zunächst sein Abitur. Doch wirklich losgelassen hat ihn die Fotografie seit seinem Praktikum nicht mehr und er entschied sich im Anschluss an sein Abitur für eine duale Ausbildung am Photo + Medienforum Kiel.
Calles bisheriger Werdegang ist für viele die Fortsetzung eines Traums. Zunächst mehrere Jahre Assistenszeit, die ihm geholfen haben, die Foodfotografie für sich zu entdecken. Mit 22 folgte dann die Selbstständigkeit mit einem eigenen Studio. Nur vier Jahre später zählt er Verlage wie Gruner & Jahr mit der Zeitschrift Beef!, Agenturen wie Territory und Industriekunden wie Emmentaler AOP zu seinen Kunden.
Daher freuen wir uns umso mehr, dass Calle sich die Zeit genommen hat, um uns ein sehr ausführliches Interview zugeben.
Calle, die Fotos, die man von dir auf Instagram oder auch auf deiner Website sieht, sind sehr beeindruckend und heben sich in ihrem kreativen Stil deutlich von der Masse ab. Kannst du deine Art der Fotografie für uns kurz einordnen? Als welche Art Fotograf würdest du dich beschreiben?
Mein Fokus ist ganz klar die Foodfotografie und ich sehe mich auch als Foodfotograf, der allerdings noch etwas den Stilllife-Sektor bedient.
Wie kreativ ich arbeiten kann und wie stark ich meinen eigenen Stil einbringen kann hängt immer maßgeblich davon ab, für wen ich arbeite.
Das allermeiste meiner täglichen Arbeit sieht man auf meiner Homepage nicht. Viele meiner Jobs bestehen aus Auftragsfotografie z.b. für Verpackungen oder auch Kataloge. Wenn man durch den Supermarkt geht, hat man gute Chancen ein Produkt zu sehen, für dessen Verpackung ich die Fotos beigesteuert habe. In diesem Umfeld sind die Vorgaben häufig sehr eng und als Fotograf kann ich mich wenig kreativ einbringen. Die Vorgaben meiner Kunden erstrecken sich im Extremfall auch mal über 30 – 40 Seiten, auf denen jedes Detail wie z.B. welches Licht eingesetzt werden soll, wo bzw. wie der Schärfebereich verlaufen soll, wo ein Weinglas zu stehen hat, oder auch eben nicht zu stehen hat, klar definiert ist.
Solche Arbeiten zeige ich auf meiner Website nicht, da sie mich nicht von den Kollegen abheben, sondern zum Standard gehören. Auf meinem Online-Portfolio zeige ich vor allem handverlesene Auftragsarbeiten und freie Arbeiten. Also Arbeiten, für die ich nicht bezahlt werde und die von mir allein konzipiert werden. Hier zeige ich gerne einen eher artifiziellen, konzeptionellen Ansatz - Fotos, die meine eigene Handschrift tragen.
Du arbeitest für bekannte Verlage, Agenturen aber auch die Industrie, was ist für deine Arbeit besonders wichtig, damit der Kunde zufrieden ist bzw. damit du auch erfolgreich bist? Und wie unterscheiden sich die Produktionen zwischen Verlagen und Industriekunden?
Grundsätzlich gilt es erst einmal die Aufgabenstellung, die der Auftraggeber, egal ob Direktkunde aus der Industrie, eine Agentur oder ein Verlag an mich stellt, zu erfüllen.
Dies Aufgabenstellung handwerklich perfekt und sauber auszuführen, wird von Kundenseite als selbstverständlich vorausgesetzt. Abseits von der handwerklichen Komponente spielen dann natürlich ganz viele verschiedene Faktoren eine Rolle, damit ein Kunde zufrieden ist. Dazu gehört natürlich neben einer professionellen Kommunikation, problemfreien und schnellen Durchführung, auch Dinge wie die kreative Interpretation der Aufgabenstellung. Vielleicht auch mal eine Alternative Idee anzubieten bzw. einzubringen und auch auf mögliche Stolpersteine aufmerksam zu machen. Sei es auf fotografischer Ebene oder Produktionsseitiger Ebene.
Das Zusammenspiel dieser Faktoren und vieler weiterer sorgt dafür, dass man ein gutes Foto für einen Kunden produziert. Es geht also nicht ausschließlich um die Qualität der Fotografie selbst.
Der größte Unterschied zwischen werblicher Fotografie (für Agenturen und Industrie) und redaktioneller Fotografie (Verlage bzw. deren Magazine) ist in der Regel die kreative Freiheit die mir eingeräumt wird, bzw. nicht eingeräumt wird.
Bei Magazinen sind meist die Vorgaben wesentlich lockerer, eine freiere Interpretation ist möglich, mein kreativer Input, meine Auffassung ist gefragt und gewünscht. In der Werbung hingegen ist häufig der kreative Spielraum wesentlich kleiner. Das beschränkt mich als Fotograf natürlich, sorgt aber auch dafür, das ich in dem kleinen Spielraum in dem ich tätig werden kann wesentlich feiner arbeiten und justieren kann, um meine visuelle Auffassung einzubringen.
In unserem kurzen Vorgespräch zu unserem Interview hast du gesagt, dass die Tage aktuell auf Grund einer Auftragsproduktion sehr trubelig sind. Was passiert denn typischerweise am Set? D.h. wie sieht ein typischer Tagesablauf aus, gerade auch, wenn der Kunde dabei ist?
Vorweg muss man vielleicht grundsätzlich sagen, dass der Job des Fotografen nicht nur aus der Fotografie besteht. Neben den Tagen an denen man fotografiert gibt es die Vor- und Nachbereitung der Jobs, Akquise und Backoffice, teilweise noch Postproduktion. Die Fotografie steht zu den ganzen anderen Tätigkeiten, je nach Buchungsstand und Projekt im Verhältnis 1 zu 3 manchmal auch nur 1 zu 10.
Es gibt Produktionen, in denen die Vorbereitung bereits mehrere Tage verschlingt und die Betreuung der Bildbearbeitung weitere zwei Tage in Anspruch nimmt, obwohl es nur ein Shootingtag war.
Ein Tagesablauf beginnt typischer Weise mit der Vorbereitung. Bevor es mit der Fotografie losgeht, wird das Set im Studio vorbereitet und gegebenenfalls schon eingeleuchtet.
Wenn alle an der Produktion Beteiligten im Studio eingetroffen sind, wird kurz der Tagesablauf besprochen und jeder Mitarbeiter noch einmal von mir gebrieft. Teilweise wird auch nochmals von Kundenseite Input gegeben. Das dauert schon allein eine halbe Stunde oder länger.
Der Tagesablauf an sich ist dann ein laufender wiederkehrender Prozess. Ein Set wird eingerichtet, inklusive allem was dazu gehört Untergründe, Requisite, Kamera, Licht und natürlich das Food bzw. Produkt.
Es kann passieren, dass man an einem Tag vier unterschiedliche Motive hat und dazu vier unterschiedliche Sets braucht, sowohl was Lichtstimmung, Perspektive, Requisite und natürlich auch das Food angeht. Das führt dann dazu, dass man das Set nach jedem Foto umbaut, die Kamera und die -perspektive neu einrichtet, das gesamte Licht neu konzipiert und auch die Requisite austauscht.
Bei mir wird immer direkt in den Computer fotografiert. Wenn der Kunde am Set vor Ort ist, beurteilt er live das Ergebnis und hebt den Daumen oder senkt ihn.
Ist der Kunde nicht vor Ort, gehen die Fotos direkt per E-Mail an den Kunden raus. Der setzt in der Regel das Bild dann schon in das Layout und schickt es uns mit Anmerkungen und Änderungswünschen zurück, sofern es welche gibt. Anschließend wird ein neues Foto, angepasst nach den Änderungswünschen des Kunden, geschossen und zugesandt. Erst nach der Freigabe wird zum nächsten Motiv gegangen.
Und was passiert im Anschluss an die Fotoproduktion?
Im Nachgang vom Fotoshooting gehen die Bilder in die Postproduction. Ich bearbeite aktuell noch etwa 20% der Bilder selber - 80% vergebe ich extern. Meine Partner erhalten dann ein Briefing zur Ausarbeitung, was den gewünschten Look, Korrekturen und mögliche Composing Informationen enthält. Danach bekomme ich oder auch der Kunde direkt die Bilder zurückgespielt und kann Anmerkungen machen, sogenannte Korrekturschleifen. Je nach Komplexität der Aufnahme ergeben können sich 2 - 7 Korrekturschleifen ergeben. Wenn man eingespielt ist, sind es weniger, mit einem neuen Dienstleister sind es auch manchmal mehr.
Wenn der Kunde die bearbeiteten Bilder freigegeben hat, werden die Feindaten – also die finalen Daten - an den Kunden ausgeliefert.
(kurze Pause)
Bei Magazinen fallen die Korrekturen in der Regel wesentlich kleiner aus als im werblichen Kontext. Das liegt alleine schon daran, dass man auf einer DinA4 Seite weniger kleine Fehler oder Unsauberkeiten wahrnimmt, als auf einer riesigen Werbetafel, oder auf einer Verpackung die 2 Millionen mal gedruckt wird.
Am Set sind vermutlich die unterschiedlichsten Akteure beteiligt. Wie sieht denn das Zusammenspiel aller Beteiligten wie Foodfotograf, Stylisten und Postproduction aus?
An einem typischen Shooting sind in der Regel mindestens drei Mitarbeiter, neben mir als Fotograf, beteiligt. Ein Foodstylist, der das Food für die Fotos vorbereitet, im Set aufhübscht, justiert und frisch hält, ein Propstylist, der sich um die Auswahl der Requisite vor der Produktion kümmert und dann während des Shootings die Requisite entsprechend styled und ein Assistent, der mir beim Licht- und Kameraeinrichten zur Hand geht und die Daten sortiert, Backups anfertigt und gegebenenfalls dem Kunden zur Abstimmung schickt.
Alle diese Mitarbeiter sind von mir, dem Kunden oder vom Kunden und mir gemeinsam vor der Produktion gebrieft worden. Diese Briefings umfassen dann die Abstimmung über die Requisite, wie die Gerichte aussehen sollen und wie das Lichtprofil sein wird. Das gehört unter anderem alles zur Vorbereitung eines Shootings.
Während des Fotoshootings selbst, sind dann alle Beteiligten direkt am Set und bessern entsprechend ihres Aufgabengebiets nach. Serviette hier austauschen, da das Glas betauen, hier mehr Licht dazugeben.
Selbstverständlich arbeiten wir als Team, sodass man sich laufend austauscht und über verschiedenste Aspekte des Motivs kontinuierlich diskutiert. Sei es die Auswahl des Tellers, die Menge der Spinatblätter , oder ob es vielleicht besser wäre, wenn der Reflex auf der Gabel schwächer wäre.
Es ist einfach ein Zusammenspiel aller Beteiligten, auch wenn ich faktisch immer das finale Votum habe.
Wir waren von deinem Werdegang sehr beeindruckt. In den Augen eines außenstehenden Betrachters, hast du dich ungewöhnlich früh selbstständig gemacht und bist sehr erfolgreich unterwegs. Was waren auf diesem Weg die größten Hürden in deiner Karriere? Und wie hast du sie gemeistert?
Mein Alter war am Anfang durchaus eine Hürde. Ich war sehr jung als ich das Studio gegründet habe und einige Kunden hatten Schwierigekeiten mich ernst zu nehmen.
Man muss sich vorstellen – da sitzt ein 22 jähriger junger Foodfotograf, mit seinem für den Kunden absolut passenden Portfolio, einem 55 Jahre alten Werbeleiter gegenüber und der junge Fotograf erzählt ihm, dass er den Job genauso gut oder sogar besser machen kann, als der bisherige Fotograf, mit dem der Werbeleiter gegebenenfalls schon 20 Jahre zusammenarbeitet.
Man kann sich vorstellen, dass es in dieser Situation Vorbehalte gab, mir gewisse Projekte oder ganze Etats anzuvertrauen. Diese Akzeptanz hat bei einigen zu Anfang einfach gefehlt.
Und wie bist du damit umgegangen?
Ich habe mich da nicht beirren lassen, weil ich wusste, dass die Qualität meiner Arbeiten stimmte. In eben diesen Fällen habe ich den Kunden dann manchmal eine Testproduktion zu einem reduzierten Tagessatz angeboten. Das hat für viele die Schwelle etwas gesenkt – und da am Ende bei den Meisten dann doch nur das Foto zählt und nicht das Alter des Fotografen, konnte ich die Zweifel ausräumen und mit meiner Qualität überzeugen.
Ein weiterer Stolperstein war und ist die Zahlungsmoral mancher Kunden. Die ist manchmal hoch problematisch. Besonders für Selbstständige, die häufig hohe Auslagen haben – so wie ich.
Für einige Produktionen trete ich in Vorleistung. Hier kommen dann gerne mal 5-Stellige Beträge zusammen, ohne mein eigenes Honorar zu inkludieren. Manche Rechnungen werden erst nach einem Quartal, oder noch später beglichen. Man kann sich vorstellen, wie schnell man dann auf einmal Außenstände von mittleren 5-stelligen Beträgen hat.
Am Anfang wusste ich das schlichtweg nicht – inzwischen habe ich mir deshalb einen sehr großen Puffer aufgebaut, sodass dies kein Problem mehr darstellt.
Leider sind einem die Hände gebunden, wenn man den Kunden nicht verlieren möchte.
Solche Kunden kann man dann anrufen und freundlich erinnern. Den Einsatz des scharfen Schwertes wie etwa ein Mahnverfahren oder einen Anwalt einzuschalten überlegt man sich da drei Mal. Das würde jegliche weitere Zusammenarbeit vorbelasten.
Du bist zum zweiten Mal in Folge Finalist beim GoSee Award. Was bedeutet dieser Award für die Branche und natürlich für dich?
(schmunzelt)
Das ist ein bisschen schwierig zu erklären. Dafür muss man ein wenig die Hintergründe zu diesem Award kennen.
Der GoSee Award ist eigentlich aus einer Messe heraus entstanden, wo kreative Dienstleister z.B. Postproduction Firmen, Repräsentanzen, Make-Up Artists usw. ihre Leistungen präsentieren können. In diesem Zusammenhang wurde dann der Award ins Leben gerufen, um hervorragende Fotografie auszuzeichnen und auf die aufmerksam zu machen.
Fotografen und Agenturen schicken ihre Arbeiten ein, welche dann von einer Jury aus Werbern begutachtet werden. In dieser recht großen Jury sind sehr viele wichtige Entscheider, potenzielle Auftraggeber, der Branche vertreten.
Durch die Teilnahme hat man also die Möglichkeit genau bei den richtigen Personen auf sich aufmerksam zu machen.
Deshalb hat es mich gefreut auch dieses Jahr unter den vielen Einsendungen wieder im Finale zu sein und das sogar neben absolut etablierten und hoch dekorierten Kollegen wie Uwe Düttmann und Erwin Wurm.
Schaut man in die vergangenen Jahrzehnte, dann hat sich der Stil in der Foodfotografie immer wieder geändert. Fotos aus z.B. den ‘90er sehen ganz anders aus, als die heutige werbliche Foodfotografie. Wie verändert sich aktuell die Nachfrage der Kunden und die gewollten Stilrichtungen.
Bewegtbild spielt eine immer wichtigere Rolle. Und wenn es nur das Fett in der Pfanne ist, das ein wenig vor sich hinblubbert. Das ist zwar kein Stil aber ein großer Trend der nicht mehr abebben wird. Als Foodfotograf kommt man um Bewegtbild langsam nicht mehr herum.
Was die Stillistik betrifft, gibt es tatsächlich zwischen den 90er, den 2000er und heute riesige Unterschiede. Das merkt man, neben dem Schritt von analoger auf digitale Fotografie, vor allem an der Requisite sehr stark. Es gibt wie in der Mode auch in der Tischkultur Trends die sich verändern. Natürlich in den Gerichten/Produkten selbst auch. Vor 15 Jahren gab es quasi noch keine Veggie- oder Veganprodukte im Supermarkt.
In den letzten Jahren ist als Stil „Perfect – Imperfect“ ganz groß aufgekommen. Der war überall - in Magazinen hat es angefangen und hat sich dann auch in der Werbung niedergeschlagen. Auf einmal hatte sogar McDonalds, die sonst sehr clean waren, Krümel im Bild. Eine Zeit lang hatte man das Gefühl, man konnte alles hinwerfen, Hauptsache es war dreckig. Das geht aber gerade wieder zurück. Alles wird gerade wieder etwas strenger, grafischer, direkter – gerne mit einem Augenzwinkern.
(überlegt kurz)
Aktuell versucht man außerdem emotionaler zu werden. Gerade in der Werbung. Früher ging es darum, dass es nur möglichst schön aussah. Das Produkt wurde nur so sehr überhöht wie möglich war. Jetzt geht es darum, dass Fotos Emotionen vermitteln. Lebensmittel sollen ein Lebensgefühl transportieren, so Emotionen beim Käufer wecken und damit einen Kaufimpuls schaffen.
Insgesamt möchten natürlich Verlag und auch die Industrie gerne selbst neue Trends setzen und Bildstile etablieren und dadurch Vorreiter sein – deshalb bleibt alles in Bewegung.
Da du schon viel erreicht hast und auch immer am Ball bleibst: Was würdest du angehenden Foodfotografen raten bzw. Leuten, die darüber nachdenken, dieses Feld zu betreten? – vielleicht auch gerade in Abgrenzung zu dem, was in der Blogger-Szene passiert?
Wenn man wirklich in die Werbung will muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass man sowohl handwerklich als auch technisch sehr versiert sein muss, um viele Aufgabenstellungen überhaupt erfüllen zu können. Es kommt nicht von ungefähr, dass die meisten Fotografen die in der Werbung arbeiten vor ihrer Selbstständigkeit jahrelang als Assistent gearbeitet haben. Man lernt verschiedene Abläufe, Prozesse, Lösungen und auch Probleme kennen. Das wappnet einen dann für die eigene Selbstständigkeit.
Die redaktionelle Fotografie ist generell durchlässiger für die Bloggerszene. Die fotografischen Stile liegen viel näher beieinander, fließen teilweise ineinander und verlangen teilweise einfach nicht so eine starke technische und handwerkliche Präzision wie in der Werbung.
Die Szenen kommen auch nicht zuletzt eher zusammen, weil Blogger sich nicht selten völlig unter Wert verkaufen, da sie das marktübliche Preisgefüge nicht kennen.
Wenn ich einen universellen Rat aussprechen kann wäre es Folgender:
Sucht einen Fotografen der euch von der Bildsprache her anspricht und wirklich „gut“ ist und fragt ob ein Praktikum möglich ist. Keine ein oder zwei Wochen, sondern länger. Erst nach mehreren Wochen gehen viele Prozesse in Fleisch und Blut über und erst Monate später versteht man manche Dinge.
Zu Schluss würde uns noch brennend interessieren, wo dein Weg noch hingeht? Was würdest du gerne noch erreichen?
(lacht)
Es wird immer Zwischenziele geben, aber ob es das eine Endziel gibt, weiß ich eigentlich gar nicht so recht.
Ein Zwischenziel von mir war es für BEEF! zu fotografieren und ich dachte, dass das sicherlich noch einige Jahre dauern würde. Damals habe ich mich dann bei BEEF! vorgestellt und erhielt nach rund einem halben Jahr den Auftrag eine Strecke zu produzieren. Danach zwei Cover. Das ging viel schneller als ich gedacht hatte.
Aktuell ist mein nächstes Zwischenziel eine komplexe freie Strecke und mein gesamtes Portfolio um Bewegtbild zu erweitern. Beides Dinge die gerade in Arbeit sind. Danach wird der nächste Step folgen.
Ein Endziel habe ich nicht. Hauptsache mein Job macht mir jeden Tag weiter Freude und ich entwickle mich ständig weiter. In der Fotografiebranche kann man nicht stehen bleiben. Bildstile und Technik verändern sich laufend. Da werde ich noch viele Veränderungen mitmachen.
So gesehen ist mein Endziel vielleicht, dass ich in dem Beruf bleiben und immer gut davon leben kann. Eigentlich ganz profan.
Lieber Calle, wir danken dir sehr für dieses ausführliche und hoch interessante Interview und wünschen dir von Herzen, dass sich dieses eigentlich gar nicht so profane Ziel erfüllt!
Danke an euch!